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Rente: Zahlt der Staat bald Prämien? „Bislang verwöhnt die Regierung die Rentner nicht“

Die Ampel will nun mit fetten Prämien ködern! Es tut sich was bei der Rente – ein Experte schätzt die Reformpläne für uns ein.

Ist das verlockend genug für Menschen in Rente?
© IMAGO/Pond5 Images

Wie schaffe ich den Übergang in die Rente? Insider rät: „Nicht von 100 auf 0 runterschalten“

Was sollte man beim Übergang in die Rente unbedingt beachten? Rentenexperte Helmut Achatz gibt Tipps.

Nun ist ein neuer Ampel-Plan für die Rente durchgesickert und sorgt für Schlagzeilen. Er klingt sehr verlockend, aber ein Experte zeigt sich gegenüber unserer Redaktion eher skeptisch!

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Die Ampel will es deutlich attraktiver machen, etwas später in Rente zu gehen. Gedacht ist das für Personen, die nach Erreichen des Renteneintrittsalters weiterarbeiten.

„Rund 20.000 Euro pro Jahr“ sind drin

Die Ampel-Plan plant zwei neue finanziell attraktive Angebote, um ältere Arbeitnehmer ins Grübeln zu bringen.

  • Wer neben der Rente noch etwas weiterarbeitet, soll die Arbeitergeberbeiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung direkt ausgezahlt bekommen. Man hätte dann also mehr netto vom Lohn.
  • Noch spannender: Wer über die Regelaltersgrenze hinaus noch arbeitet, ohne seine Rente in Anspruch zu nehmen, bekommt eine Einmalzahlung! Diese „Rentenaufschubprämie“ umfasst die Höhe aller entgangenen monatlichen Rentenzahlungen plus die Beträge zur Kranken- und Pflegeversicherung, die die Rentenversicherung auf die Rente gezahlt hätte. Hinzu kommt sogar noch, dass diese Prämie steuerfrei sein soll!

Der Ökonom Professor Martin Werding rechnete für die Zeitungen der Funke Mediengruppe aus, dass diese Aufschubprämie zusammen mit den Zuschlägen für Standardrentner „rund 20.000 Euro ergeben, wenn sie ein Jahr länger arbeiten.“

Rente: Immer mehr Menschen arbeiten länger

Bisher bekommen Menschen, die übers Renteneintrittsalter hinaus arbeiten, lediglich einen Bonus von 0,5 Prozent auf die Rentenpunkte für jeden Monat Arbeit ohne Rentenbezug. Arbeitet jemand 12 Monate länger, erhöht sich sein Rentenanspruch um 6 Prozent (12 x 0,5) Bei dem neuen Modell der Ampel würde man das Geld direkt ausgezahlt bekommen auf einen Schlag.

Tatsächlich arbeiten schon aktuell immer mehr Menschen länger als früher. Entweder freiwillig oder weil sie finanziell darauf angewiesen sind. So ergab eine Anfrage des Bündnis Sahra Wagenknecht, dass 2023 insgesamt 1,05 Millionen Menschen ab 67 Jahren noch arbeiteten. Vor zehn Jahren waren es nur 0,66 Millionen. Dennoch ist der Bedarf angesichts des Fachkräftemangels noch größer.

Renten-Experte skeptisch: „Jetzt soll alles besser werden?

Auf Anfrage unserer Redaktion zeigt sich der Renten-Experte Helmut Achatz dennoch skeptisch angesichts der neuen Ampel-Pläne. Der Betreiber des Blogs vorunruhestand.de und Buchautor („Rentenplaner für Dummies“) glaubt nicht daran, dass die neuen Prämien-Aussichten viel mehr Menschen bewegen können, länger zu arbeiten.

„Bisher hat die Bundesregierung Rentner nicht gerade verwöhnt. Die Belastungen sind eher gestiegen als gesunken – und jetzt soll plötzlich alles besser werden? Das zu glauben, fällt schwer“, so Achatz.

Insider: „Arbeitgeber muss auch mitspielen“

Achatz erinnert daran, dass Arbeitgeber derzeit für beschäftigte Rentner sogar noch Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeiträge zahlen müssen, obwohl der Arbeitnehmer in Rente nichts davon hat. „Wer dagegen vor Gericht geht, läuft bislang gegen die Wand. Dass das rechtens ist, bestätigte gerade erst wieder das hessische Landessozialgericht“, empört sich der Insider.


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Die neuen Pläne der Ampel würden sich zwar gut anhören, doch „wenn das fruchten soll, muss die Regel so einfach und unkompliziert wie möglich sein.“ Letztlich komme es aber nicht nur auf die Arbeitnehmer und die Regierung an – „auch der Arbeitgeber muss mitspielen“, gibt Achatz zu bedenken.