Dass hässliche graue Betonklötze auf Sylt einmal zu einem echten und viel diskutierten Touristen-Hotspot werden, war nicht unbedingt zu erwarten. Ist aber Fakt.
Dutzende der sogenannten Tetrapoden werden seit längerer Zeit auf einem Parkplatz am Strand zwischengelagert. Ein unbekannter Künstler hat ihnen inzwischen sogar Augenpaare verpasst. Während viele die fetten Steine auf Sylt feiern, kommen sie bei anderen wiederum gar nicht gut an. Das war schon immer so.
Sylt: Beton-Bollwerk mit Augen
Einst – in den 1960ern – sollten die Tetrapoden die Küste vor Sturmfluten schützen. In dem Fall ganz konkret die Westerländer Promenadenmauer. Durch ihre Form sollten sie selbst die heftigsten Nordsee-Wellen brechen, damit deren Wasser-Wucht sich verteilt und nicht als Ganzes irgendwo vorpeitscht.
Gerade die Sylter Westküste ist der Gewalt des Meeres heftig ausgesetzt. Es gab und gibt aber auch andere Meinungen zu der tonnenschweren Ingenieurskunst. Kritiker haben schon immer gesagt, dass die Steine nicht nur die schöne Küstenlandschaft Sylts (zer)stören, sondern sie auch in die Natur der Nordsee eingreifen und sich negativ auf die Umwelt und das marine Ökosystem auswirken.
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So oder so: Seitdem es die „neue“ Ufermauer gibt, werden die rund 1.200 Betonklötze auf Sylt nicht mehr gebraucht und liegen auf dem besagten Parkplatz an der Dikjen Deel. In einer Facebook-Gruppe ist der „Betonklotz-Friedhof“ jetzt einmal mehr zum Thema geworden. Eine Frau postete ein Bild des mit Bauzäunen umringten Areals und bezeichnete die Tetrapoden als „Fehlinvestition in den Küstenschutz.“ Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten; Dutzende User kommentierten das Foto inzwischen – einige mit einer Prise Ironie, wieder andere bierernst.
Viele stimmen ihr zu. Es habe sich herausgestellt, dass sie in puncto Küstenschutz nutzlos seien. Generell sei ja an allen harten Küstenschutz-Maßnahmen das Problem, „dass sie immer irgendwann und irgendwo unter- oder hinterspült werden und dann ihre Wirkung verlieren“, kommentiert ein Mann. Eine Frau schreibt, dass sie nicht von einer „Fehlinvestition“ sprechen würde. Das suggeriere ja, dass dass man es besser hätte wissen können: „Es hat sich herausgestellt, dass die Tetrapoden nichts bringen, aber ich finde schon, dass man den Menschen, die sie angeschafft haben, nachsehen muss, dass sie dachten, dass diese schweren Dinger einen Schutz gegen die Wellen bieten werden.“
Sylter Grau statt Lavendel in der Provence
Wieder andere schwelgen in Erinnerungen. Als Kind habe man super auf den Klötzen am Strand klettern und spielen können. Einige User zeigen auch Kaufinteresse. Tetrapoden zu Hause könnten ja die Schottergärten 2.0 werden. Wobei die Steine mit den Augen wilden Gerüchten zufolge nachts zum Leben erwecken. Deswegen seien sie ja auch inzwischen eingezäunt worden, kommentiert ein User augenzwinkernd: „Du musst mal sehen, wie die sonst nachts auf der Kreisstraße tanzen und arglose Autofahrer anpöbeln.“
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Im Ernst: Was mit den verbliebenen, fast schon geschichtsträchtigen Betonklötzen langfristig passiert, ist offenbar noch nicht geklärt. Und solange das auch so bleibt, werden sicher noch ein paar Influencer auf dem Parkplatz in Sylt vorbeischauen.