Seit Jahren befindet sich die „Insel der Reichen und Schönen“ in einer echten Negativ-Spirale. Anwohner werden systematisch verdrängt, die Grundversorgung gerät immer wieder in Gefahr – während Immobilien-Preise auf Sylt teils absurde Höhen erreichen (>>> hier mehr dazu).
Bereits in Corona-Zeiten bangten dazu Gastronomen und Hoteliers um Gäste – und nach jüngsten Erkenntnissen scheint Sylt nun endgültig am Abgrund zu stehen…
Sylt kann nicht mehr
Wie viel hält eine Insel aus? Eine Frage, die nicht nur Unternehmer auf Deutschlands beliebtester Insel umtreibt. Denn neben Menschen, die auf Sylt leben wollen, aber oft keine Bleibe finden (wir berichteten), sowie Geschäftstreibenden nehmen auch Besucher massive Veränderungen wahr.
Denn derzeit überrollt die Insel eine wahre Schließungswelle – und sie scheint vorerst nicht zu brechen. Zwangen Lockdowns und fehlender Nachwuchs bereits zahlreiche Betriebe in die Knie – schnüren Inflations- und Energie-Preisdruck oder andere individuelle Gründe vielen nun endgültig die Luft ab. „Wonnemeyer“, „Pius“, „Franz Ganser „, „94 Kampen“ – Gaststätten, die über Jahrzehnte liefen, machten bereits dicht oder stehen kurz davor.
Dehoga-Chef Dirk Erdmann, der selbst ein Hotel auf Sylt betreibt, prognostizierte in Sachen Umsatz bereits ein „Minus von fünf bis acht Prozent. Die Menschen werden weiterhin Urlaub machen wollen, aber die Verweildauer sinkt.“ Insbesondere Fachkräftemangel, der in der gesamten Bundesrepublik vorherrscht, sieht er mehr als kritisch: „Vor Corona haben in Deutschland bereits 40.000 Köche gefehlt. Wo sollen die jetzt plötzlich herkommen?“, sagte er dem „Hamburger Abendblatt„.
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Sylt: Eine Katastrophe für alle
Ob es in Zeiten von enger geschnallten Gürteln und klammen Geldbeuteln Luxus-Steaks und Schampus-Schlürfen wirklich braucht, sei dahingestellt. Trotzdem schafft es Sylt nach wie vor, unberührte Natur, Familien-Urlaub und Schicke Partys auf eine Weise zu verbinden, die einzigartig in Deutschland ist. Klar, wenn Apotheken dicht machen müssen und kleine Traditions-Bäcker schließen, geht das an die Substanz aller – und der Absturz von Gourmet-Gastronomien zeigt aktuell erst recht, wie schlecht es um die Insel steht.
Denn wenn der Preisdruck auch besser betuchte Besucher erreicht und reihenweise Betriebe aufgeben müssen, die sich über Jahrzehnte hielten, geschieht das im Fahrwasser einer Katastrophe, die alle betrifft – nicht nur den kleinen Sparer, der Insel-Entspannung in günstigerer Preisklasse sucht. In letzter Konsequenz verliert die Insel alles, was sie ausmacht. Leere Straßen ohne Einwohner und Urlauber, die dringend benötigtes Geld in die Kassen spülen, zwingen Sylt zum Reset, setzt sich der Trend fort.
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Sylt verliert sein Gesicht
Und was bleibt, wenn die letzten, die Sylt groß gemacht haben, umsatteln müssen? Aberwitzig teure Häuser, die leer stehen, fehlende Grundversorgung und Gastgeber, die nicht mehr überleben können. Das ist alles auch symbolhaft für den Umschwung, der nicht nur Deutschland derzeit schmerzlich ereilt. Doch ein Neustart fällt schwer, wenn die Basis fehlt. Hochgepeitschte Preise sind keine Lösung, und dennoch muss sich das Leben auf Sylt rentieren – denn nur so lässt sich die Insel wahrlich genießen.
Ein Ende der Negativ-Spirale ist wohl noch lange nicht in Sicht – und Sylt verliert in erschreckend rasantem Tempo sein Gesicht. Ob sich das letztendlich zum Guten oder Schlechten entwickelt, vermag nur die Zeit zu zeigen. Und die Anstrengungen aller, die allerdings jetzt schon von der Krise gebeutelt sind.