In der Pandemie ist eine Krankheit in den Hintergrund gerückt, die sonst zu dieser Jahreszeit viel Aufmerksamkeit erhält: die Grippe. Wie die Krankenkasse Barmer Anfang Februar mitteilte, haben sich die Krankenschreibungen wegen Grippe in der Corona-Pandemie mehr als halbiert. Demnach sank die Zahl der an Influenza erkrankten Personen in Schleswig-Holstein zwischen November und Weihnachten 2020 gegenüber dem gleichen Zeitraum der beiden Vorjahre im Mittel um 61 Prozent.
„Die Grippe spielt zu Beginn dieses Jahres bisher eine sehr geringe Rolle“, sagte Landesgeschäftsführer Bernd Hillebrandt. „Die Abstand- und Hygieneregeln zum Schutz vor Corona senken offensichtlich auch das Influenzarisiko.“ Wer sich mit Abstand, Masken und Hygieneregeln vor Corona schützt, der schützt sich auch vor anderen Infektionskrankheiten. Das hat Auswirkungen auf die Apotheken in Schleswig-Holstein.
Schleswig-Holstein: „Die Lager sind gut gefüllt, aber es gibt keine Nachfrage“
Weil die Zahl der Grippeerkrankungen und Erkältungskrankheiten stark zurückgegangen sei, sei die Nachfrage an entsprechenden Produkten extrem gering, sagt Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. „Die Lager sind gut gefüllt, aber es gibt keine Nachfrage.“ Dafür seien andere Produkte wie Masken und Desinfektionsmittel derzeit sehr gefragt.
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Auch Thomas Friedrich, Geschäftsführer des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, sagt, dass die Nachfrage an Arzneimitteln gegen Erkältungen deutlich zurückgegangen sei. Und nicht nur das.
Viele würden aus Angst vor Ansteckungen gerade weniger zum Arzt gehen. Die Anzahl der verschreibungspflichtigen Medikamente sei daher zurückgegangen. Gleichzeitig würden die Apotheken weniger Arzneimittel verkaufen, die nicht verschreibungspflichtig sind, da derzeit weniger Kunden in die Apotheken kommen. Teilweise hätten sich Apotheken mit Ware bevorratet, die verfallen werde.
Friedrich sagt: „Auch Apotheken sind von Umsatzrückgängen betroffen.“ Masken und Desinfektionsmittel seien nur ein kleiner Ausgleich. Im November 2020 habe der Umsatzrückgang bei den frei verkäuflichen Medikamenten 23 Prozent betragen, im Dezember 20 Prozent. Auch bei den verschreibungspflichtigen Medikamenten sei der Umsatz rückläufig, wenn auch weniger stark.
Schleswig-Holstein: Ausreichend Grippeimpfstoff vorhanden
Schon der erste Lockdown hatte Auswirkungen auf die Grippesaison gehabt. Diese endete im Frühjahr vergangenen Jahres abrupt mit Beginn der Kontaktbeschränkungen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) liegen die akuten Atemwegserkrankungen seit dem harten Lockdown Ende 2020 auf einem vorher nie erreichten, niedrigen Niveau in den Wintermonaten.
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Das ist Schleswig-Holstein:
- Schleswig-Holstein ist Deutschlands nördlichstes Bundesland
- Die Landeshauptstadt Kiel ist mit rund 247.000 Einwohnern auch die größte Stadt in Schleswig-Holstein
- Fehmarn ist die einzige Ostsee-Insel Schleswig-Holsteins und die größte des Bundeslandes
- Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland gehört zu Schleswig-Holstein
- Zu Schleswig-Holstein gehören die bei Touristen beliebten nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr
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Bernd Hillebrandt von der Barmer sagt, dass die Grippe-Impfung dennoch ein sehr wichtiger Schutz gegen die Influenza bleibe. Da sich deren Saison bis in den April oder Mai ziehen könne, sei eine Immunisierung auch jetzt noch sinnvoll. Frank Jaschkowski sagt, Grippeimpfstoff sei in Schleswig-Holstein ausreichend vorhanden.
Schleswig-Holstein: „Schutzimpfung gegen Grippe möglich und sinnvoll“
Ende Januar hatten der Hamburger Apothekerverein und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) der Hansestadt in einer gemeinsamen Pressemitteilung zur Grippeimpfung aufgerufen: „Während sich aktuell alle Hoffnungen auf die Covid-19-Impfungen richten, gerät das Thema Grippeimpfung in den Hintergrund. Dabei ist auch jetzt noch eine Schutzimpfung gegen Grippe möglich und sinnvoll.“
„Gerade in Corona-Zeiten ist es wichtig, gesund zu bleiben“, so Björn Parey, stellvertretender Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Hamburg. „Eine Grippe kann dazu führen, dass die Widerstandskraft gegen Sars-CoV-2 und andere Infektionskrankheiten sinkt oder diese einen schwereren Verlauf nehmen.“ Außerdem sollte das Gesundheitssystem derzeit nicht noch zusätzlich mit Grippe-Kranken belastet werden.
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Die Ständige Impfkommission am RKI empfiehlt die Grippeschutzimpfung besonders für Personen, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Dazu zählen: ältere Menschen ab 60 Jahre, Personen mit Grundkrankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, chronischen Krankheiten der Atmungsorgane oder Diabetes, aber auch medizinisches Personal und Menschen, die in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr arbeiten. (kbm mit dpa)