Premiere in der Ostsee vor Rügen! Ein lang erwartetes Spezial-Mega-Schiff hat am Mittwoch (23. November) vor der Insel festgemacht. Seine Mission gilt als großer Schritt in Sachen Klimaschutz.
Doch sogleich gibt es Ärger – denn im Fahrwasser des Riesen-Dampfers vor Rügen sammelt sich reichlich Kritik…
Rügen: Ohne Genehmigung
Das erste Spezialschiff zur Umwandlung von verflüssigtem Erdgas in den gasförmigen Zustand ist in Deutschland angekommen. Die „Neptune“ lief am Mittwoch in den Hafen von Mukran auf Rügen ein. Trotz ausstehender Zustimmung der EU-Kommission soll die aus Wales gekommene „Neptune“ in den Industriehafen von Lubmin bei Greifswald geschleppt werden und als schwimmendes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) dienen.
Deutschland setzt beim Ersatz russischen Pipeline-Gases unter anderem auf per Schiff geliefertes LNG. Bei der mehr als 280 Meter langen „Neptune“ handelt es sich um eine FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) des Unternehmens Deutsche Regas. Diese Spezialschiffe können LNG aufnehmen, erwärmen und gasförmig machen. Die „Neptune“ soll an Gasfernleitungen angebunden werden, die in direkter Nachbarschaft zum Hafen in Lubmin verlaufen.
Große Hoffnung vor Rügen
Der Clou: Kleinere Schiffe sollen das LNG von einem auf der Ostsee liegenden Speicherschiff abnehmen, das wiederum von Tankern beliefert werden soll.
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Doch an dem Vorhaben gibt es massive Kritik. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) moniert: „Die Neptune fährt zu einem Zeitpunkt in deutsche Küstengewässer ein, zu dem noch überhaupt nicht feststeht, ob sie überhaupt als schwimmendes LNG-Terminal betrieben werden darf. Offenbar sollen in Lubmin Fakten geschaffen werden, ohne dass das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist.“
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Rügen: Experten auf 180
Weiter macht der Experte klar, eine erste Auswertung der Antragsunterlagen zeige, dass diese in „hohem Maße unvollständig seien“. Die Vorwürfe sind drastisch: Die Klimawirkung des Projektes sei nicht untersucht worden, Auswirkungen auf den sensiblen Naturraum des Boddenmeeres unklar, umwelt- und störfallrechtliche Prüfungen unvollständig, Gefahrenquellen in der unmittelbaren Nachbarschaft würden teils nicht einmal erwähnt.
Einen Anklagepunkt der DUH haben sich die sich immerhin angenommen: Das Schiff hat mit 9,6 Metern einen zu großen Tiefgang, um den flachen Greifswalder Bodden nach Lubmin durchfahren zu können. Dafür darf der Tiefgang höchstens 6,1 Meter betragen. Nach Angaben des Unternehmens Deutsche Regas sollen in Mukran nun Flüssigkeiten abgepumpt werden, damit der Tiefgang des Schiffes verringert wird.
Noch bis zum 28. November können Umweltverbände sowie Bürgerinnen und Bürger Einwendungen gegen das Projekt erheben.