Keine gute Nachricht vom Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Eine schlimme Krankheit bei Wiederkäuern breitet sich im Norden aus. Betroffen sind Regionen an der Nordsee und Ostsee.
Ärzte empfehlen dringend eine Impfung. Doch was müssen Menschen an der Nordsee und Ostsee tun?
Ostsee und Nordsee: Schlimme Krankheit im Norden!
Die für Tiere gefährliche Blauzungenkrankheit breitet sich in Schleswig-Holstein weiter aus. Nach den ersten Nachweisen in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg in der vergangenen Woche wurde die Krankheit jetzt auch in den Kreisen Dithmarschen, Herzogtum Lauenburg und Stormarn nachgewiesen, wie die Landesregierung mitteilte. Betroffen sind elf Rinder- und zehn Schafhaltungen.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums gelten Einschränkungen, wenn Wiederkäuer, die sich mit der Krankheit anstecken können, in andere Länder gebracht werden, in denen die Blauzungenkrankheit bisher nicht aufgetreten ist. Bei den gefährdeten Tieren handelt es sich vor allem um Rinder, Schafe, Ziegen, Lamas und Alpakas sowie andere Wiederkäuer. Ein Transport von Tieren in EU-Mitgliedstaaten, die frei von der Tierseuche sind, ist verboten.
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Die für Schafe, Ziegen und Rinder gefährliche Blauzungenkrankheit (BTV-3) breitet sich nach Angaben des niedersächsischen Agrarministeriums „dramatisch schnell aus“. Am 25. Oktober 2023 wurde der erste niedersächsische Fall im Landkreis Ammerland registriert, inzwischen wurden im Tierseuchennachrichten-System für Niedersachsen 1.005 Fälle gemeldet (Stand 16. August). Die Krankheit wurde mittlerweile in ganz Deutschland nachgewiesen. Nordrhein-Westfalen ist das am stärksten betroffene Bundesland mit 2.005 Betrieben seit 2023 – vor Niedersachsen mit 903 Betrieben.
Ostsee und Nordsee: Für Menschen ist das Virus nicht gefährlich
Im Extremfall führt die Infektion zum Tod der erkrankten Tiere. Für Menschen ist das Virus nicht gefährlich. Der Umgang mit den Tieren oder der Verzehr von Fleisch oder Milch beziehungsweise Milcherzeugnissen sind nach Behördenangaben unproblematisch. Infizieren können sich unter anderem auch Alpakas, Lamas sowie Rehe oder Damwild.
„Angesichts des hohen und dynamischen Infektionsgeschehens appelliere ich an alle Tierhalterinnen und Tierhalter: Lassen Sie Ihre Tiere impfen“, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte der dpa. Die Grünen-Politikerin erläuterte: „Die Impfung schützt gut vor einer Erkrankung und erspart den Tieren unnötiges Leid. Dazu steht der vergleichsweise geringe finanzielle Aufwand für die Impfung in keinem Verhältnis zu den wirtschaftlichen Verlusten, die ein Ausbruchsgeschehen mit sich bringen würde.“
Feucht-warmes Wetter begünstigt Ausbreitung
Die Blauzungenkrankheit wird von einer bestimmten Art blutsaugender Mücken, sogenannten Gnitzen, übertragen. Aufgrund des feucht-warmen Wetters in den vergangenen Wochen sind diese Insekten besonders aktiv. „Diese Krankheit wird grassieren, solange es warm bleibt“, befürchtet Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung.
Der Schäfer aus Winsen an der Luhe kritisiert, dass es nur einen Zuschuss von drei Euro pro Impfung von der Tierseuchenkasse gebe. Wenn ein Tierarzt für die Impfung elf Euro nähme, seien das bei 1.000 Schafen auf einen Schlag 11.000 Euro. Zudem werde die Tierseuchenkasse in Zukunft dann die Beiträge für die Halter erhöhen.
Schmücker hat die Befürchtung, dass die Blauzungenkrankheit Betriebe zum Aufgeben zwingen könnte. Die Seuche treffe Weidetierhalter, die schon wegen der Ausbreitung von Wölfen Verluste hinnehmen müssten. Zudem sei es sehr belastend, die eigenen Tiere leiden zu sehen.
Zunge kann anschwellen und sich blau verfärben
Die Symptome bei Rindern sind unter anderem Entzündungen und Ablösungen der Schleimhäute. Bei Schafen gehören Fieber, Apathie und Absonderung von der Herde hinzu. Es kommt zur Schwellung der Maulschleimhäute und Schaumbildung vor dem Maul.
Die Zunge und der Hals können anschwellen und die Zunge kann aus dem Maul hängen. Der Name der Krankheit kommt daher, dass die Zungen von erkrankten Tieren manchmal blau gefärbt sind. Die Tierseuchenbekämpfung des Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit informiert auch im Internet über die Krankheit.
Nach Angaben einer Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums ist der Nordwesten Niedersachsens besonders betroffen. Ausgangspunkt des aktuellen Ausbruchs waren die Niederlande.
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Jahrelang wurden keine Fälle in Niedersachsen gemeldet. 2006 bis 2009 hatte es einen Ausbruch gegeben. 2007 waren in der Spitze im Oktober landesweit 1.240 Betriebe betroffen, jetzt sind es nur in der ersten Augusthälfte schon 675 Betriebe in Niedersachsen. Bundesweit meldeten seit Herbst 2023 bereits 3.279 Betriebe Fälle von Blauzungenkrankheit. (dpa)