Schaden die Krabbenfischer mit ihren Grundschleppnetzen dem Wattenmeer? Das haben Forscher des Thünen-Instituts in Bremerhaven vier Jahre lang untersucht und jetzt ihre Ergebnisse vorgelegt. Umweltverbände kritisieren die Studie und ihre Ergebnisse.
Die Krabbenfischerei im Wattenmeer vor der Nordseeküste wirkt sich laut einer neuen Studie nur wenig auf die Artengemeinschaften des Meeresbodens aus. Der Einsatz der Grundschleppnetze habe zwar einen durchaus messbaren Einfluss, erklärte der Leiter des Thünen-Instituts für Seefischerei, Gerd Kraus, bei der Vorstellung des Forschungsprojekts „Cranimpact“.
Nordsee: Wissenschaftler untersuchen auch vor Sylt
Die Wissenschaftler untersuchten sieben Prielsysteme und einen Offshore-Bereich bei Norderney und bei Sylt, zudem ein Vergleichsgebiet vor der dänischen Insel Rømø, in dem seit 1977 ein Fischereiverbot gilt. Sie verglichen es mit verschieden stark befischten Gebieten im deutschen Wattenmeer und stellten fest, dass sich die Unterschiede nur zu knapp neun Prozent durch den Fischereieinfluss erklären lassen. Bei den Arten, für die im Experiment ein Einfluss der Fischerei nachgewiesen wurde, errechneten die Forscher eine Erholungszeit von zwölf bis 20 Tagen, wie Projektleiter Heino Fock erklärte. Der Vizepräsident des Deutschen Fischerei-Verbandes, Dirk Sander, sagte: „Das Ergebnis, das dabei herausgekommen ist, das wussten wir Fischer schon immer.“
Das vierjährige Forschungsprojekt wurde von Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds mit rund 1,4 Millionen Euro unterstützt. Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) sagte bei der Vorstellung des Berichts: „Es ist sehr wichtig, dass wir eine Versachlichung der Debatte bekommen.“ Jetzt gebe es die Grundlagen für eine faktenbasierte Diskussion, erklärte Staudtes schleswig-holsteinischer Kollege Werner Schwarz (CDU).
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Nordsee: Kritik an der Studie
Nach Plänen der EU-Kommission soll die Fischerei mit Grundschleppnetzen – also Netzen, die den Meeresgrund berühren – in Meeresschutzgebieten bis 2030 schrittweise eingestellt werden. Davon wären weite Teile des Wattenmeeres betroffen. In Büsum liefe bereits Protestationen von Krabbenfischern, die um ihre Existenz bangen (MOIN.DE berichtete).
Nach Ansicht der Umweltorganisation WWF hat die Studie zu viele Lücken und methodische Schwächen. „Die herangezogenen Vergleichsdaten aus Dänemark stammen alle aus ein und demselben Priel, die Ergebnisse sind deshalb statistisch nicht belastbar“, sagte die Fischereiexpertin des WWF Deutschland, Stella Nemecky. Auch der Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu) Schleswig-Holstein kritisiert die Studie. (dpa)