Dark Blome ist auf Amrum an Nordsee geboren und hat schon die ganze Welt bereist. „Deshalb weiß ich, dass ich hierhin gehöre“, sagt der 58-Jährige. Stattdessen kommen Urlauber und Touristen nun zu ihm.
Als Wattführer wandert er fast täglich mit Insel-Gästen bei Ebbe durch die Nordsee. Die Strecke zwischen Amrum und Föhr kennt Dark Blome nach über zwanzig Jahren in- und auswendig. Auf den Touren hat er die unterschiedlichsten Menschen dabei. „Eine echte Bereicherung“, für ihn.
Nordsee: In einer Woche zum Wattführer
Bevor der 58-Jährige mit den Wattwanderungen startete, führte er auf Amrum ein eigenes Restaurant. Eine Weile macht er beides, gab das Lokal dann aber schlussendlich auf.
Die Ausbildung zum Wattführer verläuft in Schleswig-Holstein ganz simpel: „Ich habe innerhalb von einer Woche von einem Kollegen alles beigebracht bekommen“, erzählt Dark Blome MOIN.DE. Dieser stellte ihm dann ein Schreiben aus.
Trotzdem unterzog sich der Amrumer einer freiwilligen Prüfung im Nachbarbundesland Niedersachsen und ist seitdem staatlich geprüfter Wattführer. Auf seine Wanderungen nimmt er maximal 35 Leute mit. „Sonst leidet die Qualität“, findet er. „Ich will nicht nur kassieren, sondern mache das aus Freude“, betont er.
Glückliche Urlauber an der Nordsee
Die Urlauber so sehr zu begeistern, dass sie im Nachhinein von dem Ausflug schwärmen – das ist sein Ziel. Und das scheint er zu erreichen. Nach den Wattwanderungen erhält er viel Lob, manche kommen sogar wieder. „Die meisten Leute sind glücklich“, sagt er.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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Ab und an hat er aber auch ängstlichere Personen auf den Touren dabei. Wenn Dark Blome mit den Urlaubern von Amrum aus startet, kommt die Truppe nach kurzer Zeit an einen Priel, ein natürlicher Wasserlauf im Watt.
Quasi eine Art im Fluss, den es auf der Wanderung zu durchqueren gilt.
Priel in der Nordsee kann bis zum Bauchnabel gehen
„Eine Frau starrte den Priel an und bewegte sich keinen Meter mehr weiter“, erinnert sich der Wattführer. „Sie hatte offensichtlich Angst.“ Er schlug vor, sie an die Hand zu nehmen. Ein Angebot, das die Urlauberin dankend annahm. Sie gestand ihm dann, dass sie nicht schwimmen kann.
+++ Sylt: Hier drehte eine merkwürdige Truppe am Rad – „Verein der Matratzenschoner“ +++
„Manchmal steht man bis zum Bauchnabel im Priel“, erklärt Dark Blome. Wenn der Fluss dann noch eine starke Strömung entwickelt hat, weist er die Gäste an, sich einzuhaken. „Sonst befürchte ich, dass die Leute wegschwimmen“, lacht er. Passiert ist das aber noch nie.
Brenzlige Situation in der Nordsee
Der gebürtige Amrumer bietet den Gästen stets Hilfe an und gibt sein Bestes, Sorgen und Zweifel zu zerstreuen. Ein kleines Mädchen konnte er jedoch nicht beruhigen.
„Ich hörte hinter mir ein leises Weinen“, erzählt er. Es kam von einem Kind, dass Angst hatte, nicht rechtzeitig vor der Flut am Ziel anzukommen. Ein Horror-Szenario, das der Wattführer noch nie erlebt hat. Doch einmal wurde es knapp.
Das lag an einem Notfall, der sich auf einer Tour im Herbst ereignete. Ihm fiel ein älterer Herr auf, der durch das Watt schwankte. „Er sagte, dass er sich nicht gut fühlt“, berichtet der Amrumer.
Gast bricht in der Nordsee zusammen
Er bot an, den 65-Jährigen zu stützen, doch seine offensichtlich gereizte Frau lehnte das vehement ab. Dann sackte der Urlauber plötzlich zusammen! Der Wattführer reagierte sofort und transportierte den Mann zusammen mit ein paar weiteren Gästen auf einer Tragedecke weiter durch die Nordsee.
„Das Wasser kam hinter uns her“, erzählt Dark Blome. Deshalb musste er die Wanderer zur Eile antreiben. „Ich wusste, dass wir es gerade so schaffen würden.“
Sein Ansporn zeigt Wirkung, die Urlauber beeilten sich und kamen vor der Flut auf der Nachbarinsel an.
Respekt vor der Nordsee
Eine brenzlige Situation, die bisher aber nur einmal aufgetreten ist. Dark Blome möchte den Gästen Respekt vor der Nordsee vermitteln, Angst müsse aber niemand haben. Nach über zwanzig Jahren ist der Wattführer mehr als routiniert.
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Weil er seine Wege so gut kennt, würde er „gerne mal eine andere Strecke laufen“, sagt er im Gespräch mit MOIN.DE. Dafür müsste er aber längere Anreisen in Kauf nehmen – ein zu hoher Aufwand für ihn.
Doch das stört ihn nicht. Im Gegenteil: Auf Amrum ist er glücklich. „Ich brauche zwei Minuten zu den Dünen, zehn Minuten zum Strand und nachts kann ich bei offenem Fenster das Meer rauschen hören“, schwärmt er.
Genau das, was zahlreiche Küsten-Fans an die Nordsee treibt. Sobald touristische Reisen wieder erlaubt sind, wird auch Amrum mit Sicherheit einen Ansturm erleben – und Dark Blome wieder jede Menge Urlauber durch das Watt führen.