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Til Schweiger: Lange stand er an seiner Seite, was der Bodyguard jetzt macht, ist nicht zu fassen

Til Schweiger: Lange stand er an seiner Seite, was der Bodyguard jetzt macht, ist nicht zu fassen

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Lange Jahre begleitete Jan Karras (rechts) Til Schweiger als Bodyguard – doch dann hatte er andere Pläne. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Stefan Sauer und Jan Karras privat

Jahrelang begleitete Jan Karras (56) aus Hamburg den Schauspielstar Til Schweiger auf Schritt und Tritt. Ob bei Dreharbeiten, bei PR-Terminen oder auf Reisen. Denn er war sein Bodyguard, sein Fels in der Brandung. Manchmal auch „Mädchen für alles“. In dem Kino-Erfolg „Honig im Kopf“ durfte Karras sogar mitspielen und einen Möbelpacker mimen. In „Hot Dog“ einen Mafia-Leibwächter.

Doch jetzt ist der bullige Hüne (128 Kilo schwer, 2,01 Meter groß) ohne Til Schweiger in einer ganz anderen Mission unterwegs. Mitten in den Slums von Kampala, der 1,5-Millionen-Einwohner-Hauptstadt Ugandas, kümmert er sich rührend um Waisenkinder und andere Kinder in Not.

Til Schweiger: Ehemaliger Bodyguard tut Gutes

„Sie leiden an Lungenentzündung, Cholera, Typhus oder Ruhr“, erzählt Jan Karras, als MOIN.DE ihn in Afrika auf seinem Handy erreicht. „Die Kleinen benötigen dringend Hilfe. Hier kann ich mit wenig sehr viel erreichen.“

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Wie kam er auf die Idee, ausgerechnet nach Kampala zu reisen? „Das ist eine längere Geschichte“, sagt Karras. „Zuerst habe ich aus der Ferne geholfen. Letztendlich bin ich durch eine Freundin hergekommen. Sie unterhält mit ihrer Schwester ein Waisenhaus, das Erbe ihrer Mutter, die 2019 gestorben ist. Seitdem helfe ich ihr. Sie war früher selbst ein Straßenkind. Und ich hatte schon immer vor, mich wohltätig zu engagieren.“

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Das ist Jan Karras

  • Karras war lange Zeit Bodyguard von Til Schweiger
  • Zwei mal schlüpfte er auch in kleine Filmrollen; in den Schweiger-Filmen „Honig im Kopf“ und „Hot Dog“
  • Früher war er Polizist und ist nun Sicherheitsberater bei einer Security Firma in Hamburg
  • Er verfügt über weitreichende Kenntnisse im Umgang mit Waffen und Security Management
  • Der volltätowierte Hüne ließ sich einst in Japan einen Königsdrachen stechen und betäubte sich dabei nur mit Wodka
  • Til Schweiger schätzt er bis heute und fühlt sich ihm freundschaftlich verbunden

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Seit einigen Monaten ist er nun dort und baut gemeinsam mit einem Kumpel aus der Filmbranche eine Anlaufstelle für bedürftige Kinder auf. Aktuell betreut er 20 Kids, die in dem Waisenhaus untergebracht sind. „Wir fahren regelmäßig in die Slums und leisten auch dort Hilfe. Kürzlich haben wir auf der Straße ein kleines Mädchen gefunden, das ganz allein dort saß. Sie ist ungefähr zwei Jahre alt. Keiner fühlte sich für sie verantwortlich. Wir nahmen sie auf und erfuhren später, dass ihre Mutter kurz nach der Geburt gestorben ist.“

Ein anderes Mal hat Jan Karras einen sieben Monate alten Junge aufgelesen. Er lebte mit 20 Leuten in einer Hütte, hatte eine schwere Lungenentzündung und litt an Malaria. „Wir brachten ihn in eine Klinik“, erzählt er. „Die Ärzte sagten, zwei Tage später wäre er tot gewesen. So konnten wir ihm mit nur 25 Euro für Arztkosten und Medikamente das Leben retten.“

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Hat er denn keine Angst, sich selbst mit schlimmen Krankheiten zu infizieren? „Ich bin gegen alles geimpft, gegen das man sich impfen lassen kann“, sagt er. „Corona habe ich mir gleich nach meinem ersten Besuch in den Slums geholt. Es hatte mich richtig umgesäbelt. Ich lag zehn Tage lang flach. Jetzt bin ich dreifach geimpft und genesen. Mehr geht nicht. Aber hier kann man sich auch mit Krankheiten infizieren, die es in Europa längst nicht mehr gibt. Ich bin mir über das Risiko bewusst.“

Bisher finanziert er seine Aktivitäten noch aus eigener Tasche und pendelt. „Aber ich fliege wieder nach Hamburg, um ein paar Wochen zu arbeiten, damit Geld reinkommt“, sagt er. „Dann fliege ich zurück und kann das Geld sinnvoll einsetzen.“

Ex-Bodyguard von Til Schweiger hat große Pläne

Langfristig will er eine eingetragene Hilfsorganisation gründen, damit er auch offiziell Spenden annehmen kann. „Wir können es allein nicht stemmen“, sagt er. „Denn wir planen noch ein großes Waisenhaus für 36 Kinder. Der Rohbau steht bereits. Wir wollen auch eine Arztpraxis in den Slums unterstützen. Eltern können keine 25 Euro aufbringen, um ihre todkranken Kinder zu retten.“

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So viel Elend und Armut. Hat er keine Bedenken, Opfer von Übergriffen zu werden? „Keineswegs“, sagt er. „Wir sind hier sehr willkommen. Die Menschen nennen mich liebevoll ,Muzungu’. Das bedeutet ,Weißer Mann’. Wenn einer auf die Idee käme, uns anzugreifen, dann würden ihn gleich zehn von seinen eigenen Leuten auseinandernehmen.“

Jan Karras hat noch mehr im Sinn, als in Waisenhäusern zu helfen. Er will auch eine Organisation unterstützen, die Kindersoldaten zurückholt. Einschlägige Erfahrungen in Krisengebieten hat der Ex-Polizist über Jahre gesammelt. Den kann nichts mehr umhauen.

Er ist seit 40 Jahren aktiver Kampfsportler, ausgebildeter Personenschützer, kann Convoys fahren, versteht den Umgang mit diversen Feuerwaffen, wurde an militärischen Waffen ausgebildet und war sogar drei Jahre in Afghanistan eingesetzt.