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Jan Fedder gab Tim Mälzer einen Rat fürs Leben – er nimmt ihn sich bis heute zu Herzen

Jan Fedder gab Tim Mälzer einen Rat fürs Leben – er nimmt ihn sich bis heute zu Herzen

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© imago images / Chris Emil Janßen, imago images / Andre Poling

Die bekanntesten Promis aus Hamburg

Seit dieser Woche hat Jan Fedder nach seiner Jan-Fedder-Promenade auch eine Gedenktafel an der Kultkneipe „Zur Ritze“. Die sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Und schon pilgern die ersten Fans des verstorbenen Volksschauspielers dorthin – auch TV-Koch Tim Mälzer war dabei.

Auch die Touristenführungen über den Kiez legen da einen Stopp ein. Als die Tafel kürzlich enthüllt wurde, erzählte TV-Koch Tim Mälzer (51) am Rand des Events, was ihn mit Jan Fedder alias „Janni“ verband, den er vor mehr als 30 Jahren kennenlernte. Ihr Altersunterschied von 15 Jahren stellte dabei keine Hürde dar. Die Beiden wurden sehr enge Freunde.

MOIN.DE: Du warst jahrelang mit Jan Fedder befreundet. Kannst Du Dich an Eure erste Begegnung erinnern?

Tim Mälzer: Ja, sehr gut sogar. Wir kannten uns seit 1990. Ich habe damals bei ,Easy Rider’ auf dem Kiez gearbeitet. Das war ein Lack- und Lederladen mit poppiger Kleidung und Bühnenklamotten. Ich habe nach meinem Abitur dort gejobbt und sah drollig aus mit buntgefärbten Haaren und so. Jan kam rein und hat sich eine Lederjacke gekauft.

Für mich, der gerade sein Abi gemacht hat, war Jan schon ein Großer. Damals spielte er aber noch Theater und war sogar punk-orientiert. Er war da noch nicht der Hamburger Volksmensch. Und er hat mich von Anfang an sofort mit großem Respekt behandelt. Obwohl wir altersmäßig ein paar Jahre auseinander waren, waren wir doch sehr schnell ganz dicht beieinander. So stellte sich bald eine Vertrautheit ein, die man nicht erklären kann.

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Das ist Tim Mälzer:

  • Tim Mälzer wurde am 22. Januar 1971 in Elmshorn geboren
  • Tim Mälzer ist nicht nur Koch, sondern auch Fernsehmoderator, Unternehmer, Kochbuchautor und Entertainer
  • 2006 erlitt Tim Mälzer einen Burnout und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück
  • Das bekannteste Restaurant von Tim Mälzer ist die „Bullerei“ im Schanzenviertel in Hamburg
  • Seit 2014 ist Tim Mälzer in der Kochduell-Show „Kitchen Impossible“ zu sehen
  • Davon gibt es mittlerweile 8 Staffeln
  • Er gilt neben Steffen Henssler als der beliebteste Fernsehkoch in Deutschland

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Wie wurdest Du in den folgenden Jahren vom Kumpel zum echten Freund?

Ich war damals der Kleine aus Pinneberg, frisch vom Dorf in die Stadt und in die große weite Welt hinaus. Wir waren abends oft unterwegs. Aber es war gar nicht brachial. Wer mit Jan unterwegs war, wurde schnell auf das komplette Besäufnis reduziert. Das ist Quatsch.

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Wir waren natürlich auch zusammen in der Ritze. Jan hatte Bezug zum Kiez, aber weniger zur Rotlichtwelt. Jan mochte diese Kumpel-Welt beziehungsweise Kuddel-Welt, die es hier eben auch gibt. Er war sehr differenziert in der Auswahl seiner Freunde. Erst ganz zum Ende seines Lebens bin ich sein richtiger Freund geworden. Vorher war ich sein Kuddel. Das ist gleichzusetzen mit einem Anwärter.

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Das ist Jan Fedder:

  • Jan Fedder wurde am 14. Januar 1955 geboren.
  • Er wuchs in St. Pauli auf. Seine Eltern betrieben das Lokal „Zur Überseebrücke“, das direkt im Hamburger Hafen lag.
  • Schon mit 13 Jahren stand Jan Fedder zum ersten Mal vor der Kamera.
  • Immer wieder hat Jan Fedder norddeutsche Charaktere verkörpert. Berühmtheit erlangte er durch die Rolle des Revierleiters Dirk Matthies im „Großstadtrevier“. Fast 30 Jahre lange war er Teil der Serie.
  • Im Jahr 2000 heiratete er seine Frau Marion.
  • Neben seiner Wohnung in Hamburg, die er bis zuletzt als „Junggesellenbude“ bezeichnete, besaß der Schauspieler auch ein Anwesen in Ecklak in Schleswig-Holstein.
  • 2012 wurde bei ihm die Vorstufe eines Mundhöhlenkarzinoms festgestellt.
  • Fedder starb laut Witwe Marion am 30. Dezember 2019 „am plötzlichen Herztod“ in seiner Wohnung in Hamburg.

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Erinnerst Du einen Abend, an dem Ihr richtig die Sau rausgelassen habt?

Kein bestimmter Abend. Wenn wir gemeinsam unterwegs waren, dann haben wir eher die dunklen Ecken gesucht. Die Kneipen wie die Elbschlosskeller, Ritzen und die Handschuhe dieser Welt (meint die Kiez-Kneipe „Zum Goldenen Handschuh“, d. Red.). Jan war nie gern in der Glam-Welt unterwegs. Unser Zusammensein fand auch oft durch Treffen in seiner alten Junggesellenbude statt. Dorthin haben wir uns gern zurückgezogen.

Das hatte damit zu tun, weil wir beide recht volksnah und dicht am Menschen dran waren. Denn wenn wir zwei zusammen unterwegs waren, dann war das manchmal auch etwas anstrengend, wenn die Leute dauernd riefen: Ey, Janni. Oder: Ey, Mälzer. Wobei wir die Normalität des Alltages durchaus gemocht haben.

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Worüber habt Ihr Kuddel-Freunde Euch denn ausgetauscht, wenn Ihr allein wart?

Ich erinnere mich sehr gut an die intensive Zeit, die ich mit ihm auf seinem Bauernhof nördlich von Hamburg verbracht habe. Damals hab’ ich wahnsinnig viel gearbeitet, und es ging mir nicht ganz so gut. Ich hatte einen Burn-out. Da war Jan meine Ruhe-Insel und mein Fels in der Brandung.

Er verstand die Welt, in der ich mich bewegte. Denn auch er hatte nicht immer nur die Sonne im Herzen, sondern schleppte auch manchmal die Wolken mit sich herum. Jan hatte einen sehr klaren Blick auf die plastischen Seiten der Gesellschaft. Wir waren uns sehr, sehr ähnlich. Ich habe ihn oft als väterlich beschrieben, obwohl er nicht väterlich war, sondern eher weise.

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Hast Du Dir auch einen Lebensrat von Jan geholt?

Sogar sehr viele. Einer der wichtigsten war der, dass man auch mal stolz sein darf, auf das, was man tut. Bei meinem eigentlichen Beruf als Koch, da weiß ich natürlich wer ich bin. Aber man hadert ja manchmal doch mit seiner Position in der Öffentlichkeit und stellt sich die Frage: Wofür werde ich denn nun eigentlich gefeiert? Für das, was ich tue oder für das, was ich bin?

Das bringt eine ständige Ambivalenz mit sich. Und da war Jan mein großer Ratgeber, mir aufzuzeigen, dass die düsteren Zeiten im Leben dazu gehören und dass man nicht dagegen angehen sollte. Er meinte, man müsse sie begrüßen wie einen Freund. Damit hat er mir sehr viel geholfen.

Was vermisst Du am meisten?

Unsere Gespräche. Die zeichneten sich auch oft dadurch aus, dass wir wenig reden konnten. Es ging einfach nur darum, für den anderen da zu sein, um ein Füreinander, ohne zu philosophieren. Manchmal saß ich in seinem Massagesessel und er auf dem Sofa. Dann haben wir uns gegenseitig angegrummelt, wie der Hamburger sagt. Eine echte, tiefe Männerfreundschaft. Ich vermisse ihn wirklich sehr.