Nicht mehr lange, dann ist das 2022 vorbei und wir starten in ein neues Jahr. Anlass genug, auf die Highlights unserer Leser in den vergangenen Monaten zu blicken. Ein Stück, das besonders interessiert hat, zeigt eine bittere Realität zum Thema Trinkgeld in Hamburg.
Trinkgeld sollte in Hamburg wie auch überall sonst normal und für jeden üblich sein. Für viele Beschäftigte in der Gastronomie wird es ohne schnell knapp, allein mit dem Gehalt klarzukommen. Wie die Realität zu dem Thema aussieht, machte die ARD-Moderatorin Anja Reschke in diesem Jahr mit erschreckenden Fällen auf Twitter transparent.
Hamburg: Stundenlohn reicht kaum
In ihrem Tweet fragte Moderatorin Anja Reschke ihre Follower: „Was ist bitte los mit den Leuten?“ Eine berechtigte Frage aus schockierendem Anlass. Sie begann von einem Sous-Koch aus Hamburg zu berichten, der mit einem Stundenlohn von 13,50 Euro vergütet wird. Sie schreibt: „Sein Trinkgeld heute nach acht Stunden Arbeit: 5,70 Euro. Meine Bekannte sagt, er hätte geweint.“
Der Tweet von Reschke löste eine große Welle im Netz aus. Nicht nur, dass einige Menschen schockiert über die Realität sind, viele sind vor allem wütend. „Die Gehälter in der Gastronomie müssen endlich angemessen sein!“, forderte ein Mann und findet es ein Unding, das die Arbeitskräfte von Trinkgeld abhängig sind.
Schockierende Wahrheit zum Trinkgeld in Hamburg
Ein weiteres Beispiel lässt ebenfalls erschaudern: „Keiner will mehr in der Gastro arbeiten?“, fragte Reschke und ergänzte: „Kein Wunder.“ Ihre Bekannte, eine Studentin, würde seit einigen Wochen als Aushilfe in einem Lokal an der Hamburger Alster arbeiten. Ein Lokal mit schönem Ambiente mit Terrasse und mehr, in dem auch oft Feiern stattfinden würden.
Wie bei dem Anlass, von dem die Moderatorin berichtete: „Ein 70. Geburtstag, Terrasse und drinnen alles voll, Rechnung: knapp 7000 Euro. Der Jubilar bedankt sich überschwänglich, wie toll es war, wie nett der Service. Und gibt kein Trinkgeld.“
Ein weiterer Fall, von dem Anja Reschke schrieb: „Zwei Frauen, rund 40 Jahre alt, dem Anschein nach nicht arm, jede bestellt einen Capuccino. Daran nippen sie über mehrere Stunden. Dann die eine: ‚Können Sie mir bitte noch ein stilles Wasser bringen?‘ Meine Bekannte bringt eine kleine Flasche. Die Frau: ‚Nein, ich möchte bitte Leitungswasser‘. Kurze Zeit später bittet sie um Wasser für den Hund. Auch das wird gebracht.“
Nachdem die Frauen Essen bestellt hatten, sei es noch weiter gegangen: „‚Wir teilen uns bitte einen Antipastiteller‘, sagt die Kundin. Es beginnt zu regnen. Die Bedienung wird gebeten, alles reinzutragen. Nach Stunden bestellen die Frauen die Rechnung: 18,70 Euro. Die Frau: ‚Machen Sie bitte 19,50‘. 80 Cent Trinkgeld! Meine Bekannte hat keine 50 Cent Wechselgeld, sagt, sie müsse eine Kollegin fragen. Daraufhin die Frau: ‚Dann zahle ich mit Karte.‘ Meine Bekannte holt das Gerät, will 19,50 eingeben, daraufhin die Frau: ‚Nein, dann bitte einfach die 18,70!‘.“
Menschen in Hamburg sind schockiert
Unter dem Tweet meldeten sich etliche Menschen mit ihrer Meinung zu Wort. Das Problem läge hinter den mittlerweile teureren Preisen und Gäste würden sparen wollen.
Die gestiegenen Preise, die sich in den Lebensunterhaltskosten der Menschen deutlich auswirken, vermutete auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gegenüber dem NDR schon als Grund. Dadurch würden Restaurant-Besucher sparsamer beim Trinkgeld. Für die Gastronomie-Fachkräfte fatal. Genau darum fordert die Organisation NGG auch einen höheren Grundlohn für die Kellner.
„Ich weiß nicht, warum hier so viele von ‚Almosen‘ schreiben. Das Trinkgeld ist eine Belohnung, ein Dankeschön für einen sehr guten Service“, kommentierte jemand. „Ist die Leistung schlecht, gibt es auch kein Trinkgeld. Ich würde es auch so handhaben, wenn die Gastrokräfte endlich angemessen entlohnt würden.“
Mehr Themen:
Hamburg: Nicht nur Gastronomie leidet darunter
Ein heißes Thema, wie sich bei dieser Diskussion wieder einmal zeigte. Jemand machte noch klar, dass nicht nur die Gastronomie-Branche darunter leidet: „Wann hast du einem Müllmann, deinem Postboten oder dem Hausmeister deines Hauses das letzte Mal Trinkgeld gegeben?“
Durch die Geschichten und die angestoßene Diskussion wurde klar: Wer Trinkgeld geben kann, wird Mitarbeitern damit Gutes tun, ihnen mindestens ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das motiviert sicher auch zu einem weiterhin guten Service, sodass letztlich doch beide Seiten profitieren.