Was im August diesen Jahres in einer Haspa-Filiale in Norderstadt, nahe Hamburg passiert ist, klingt wie ein Drehbuch eines krassen Kriminalfalles. In einem ausgeklügelten Coup räumten Einbrecher circa 600 Schließfächer leer.
„Man muss schon davon ausgehen, dass der Schaden in die Millionenhöhe geht“, sagt Lars Brockmann von der Polizei Bad Segeberg. Die Ermittler haben inzwischen eine eindeutige Vermutung. Und die Verdächtigen sollen für noch mehr Überfälle in Hamburg verantwortlich sein.
Hamburg: Ausgeklügelter Haspa-Raub
Die Täter hätten äußerst professionell agiert, berichtet der „Spiegel“. Schon drei Monate vor dem Raub sei die Wohnung über der Haspa-Filiale angemietet worden, der Vertrag lief auf den Namen Thomas Slovic. Dazu hätten die Täter einen gefälschten Personalausweis vorgelegt.
Im August bohrten die Räuber ein Loch in den Boden der Wohnung, um zwei Tage lang die Schließfächer der darunter liegenden Bank auszuräumen. Die Anwohner hielten den Krach für Renovierungsarbeiten.
Die Spuren des Millionen-Coups beseitigen die Täter mit Benzin und einem gewaltigen Feuer. Konkrete Indizien gibt es kaum. Allerdings rückte die Rammo-Familie im Laufe der Zeit immer mehr in den Fokus der Ermittler, genauer gesagt ein krimineller Teil der weit verzweigten Familie.
Noch mehr Vorfälle in Hamburg
„Deren Tagesablauf besteht darin, Straftaten zu begehen“ sagt Carsten Pfohl, Landeskriminalamt Berlin dem „Spiegel“. Banküberfälle scheinen fest mit zum Programm zu gehören. Im Oktober 2014 traf es eine Sparkasse in Berlin. Eine DNA-Spur überführte ein bekanntes Mitglied der Rammo-Familie, das daraufhin zu acht Jahren Haft verurteilt wurde.
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Daten und Fakten zur Haspa:
- Die Hamburger Sparkasse (Haspa) ist seit ihrer Gründung im Jahr 1827 die Bank für alle Hamburger
- Die Haspa ist die führende Bank für Privatkunden und mittelständische Firmenkunden in der Metropolregion Hamburg
- Zudem ist die Haspa die Gründerbank Nummer eins in Hamburg
- 120 Filialen hat die Haspa in der Metropolregion Hamburg
- Mit 5.000 Mitarbeitern und 250 Ausbildungsplätzen ist die Haspa einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in Hamburg
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Auch ein versuchter Einbruch in ein Haspa-Filiale in Hamburg-Rothenburgsort im Februar 2020 geht auf das Konto der Rammo-Familie. Für einen weiteren Fall in Altona hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen, der ebenfalls in Verbindung zu der arabischen Großfamilie steht.
Bei Hamburg: Verdächtiger wird verhört
Der Fall in Norderstedt wird sich so schnell jedoch nicht klären lassen. Ein Verdächtiger, der ins Visier der Ermittler geriet, war ein junger Mann, der nahe des Tatortes in einem Rewe-Markt einkaufen war. Der Mann gehöre laut Brockmann in keine der umliegenden Immobilien.
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Vor wenigen Tagen erst veranlasste die Polizei eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem Verdächtigen. Dieser meldete sich selbstständig bei den Beamten. Seine Vernehmung ergab jedoch, dass ein Zusammenhang mit dem Überfall ausgeschlossen sei.
Währenddessen warten die Betroffenen immer noch auf die Schadenregulierung durch die Haspa. Doch den emotionalen Wert, der im Inhalt mancher Schließfächer gesteckt hat, wird ihnen niemals Jemand ersetzen können. (lh)