Sie gilt als ein Must-See für Touristen, etliche der Wohnhäuser sind als Kulturdenkmäler in der Denkmalliste Hamburgs eingetragen: die Beckstraße im Schanzenviertel, unweit der Reeperbahn. Der Straßenbelag ist gepflastert, die Wohnhauspassagen in einheitlicher Bauweise, errichtet zwischen 1860 und 1899.
Doch hinter dieser altehrwürdigen Fassade in Hamburg bröckelt es gewaltig, denn: Anwohner laufen Sturm, gehen mit dem Vermieter Heimstaden, der auch in Berlin aktiv ist, hart ins Gericht! Die Liste der Mängel ist lang: defekte Haustüren, Rattenbefall in Wänden, Schimmel im Keller, Taubendreck auf Balkonen, defekte Rauchabzugsanlagen. Was sich hinter der schönen Touri-Fassade in Hamburg abspielt, ist nicht zu fassen!
Hamburg: Straße als Touristen-Magnet
MOIN.DE hat mit mehreren Mietern gesprochen, die Wohnungen inspiziert. Klar ist: HIER hält man es nicht lange aus! So berichtet ein langjähriger Mieter, der anonym bleiben will, über eine defekte Rauchabzugshaube im Dachgeschoss. Er sagt: „Ich habe den Schaden schon im Januar gemeldet, also vor fast einem Jahr. Die Dachluke ließ sich außerdem nicht mehr schließen, es regnete ins Gebäude rein.“
Irgendwann sei einer von Heimstaden gekommen, hätte die Luke geschlossen und dafür die Rauchabzugsanlage als defekt markiert. Mit fatalen Folgen: Sollte es im betroffenen Wohnhaus brennen, würde der gefährliche Rauch nicht nach außen entweichen – die Bewohner geraten dann in Lebensgefahr!
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Hamburg: Ratten in den Wänden, Schimmel im Keller
Ein Mieter eines anderen Wohnhauses klagt über Schimmel im Keller. Er ist außer sich, sagt: „Ich bin schon vor Jahren eingezogen. Der Vermieter schickte jemanden vorbei, der den Befall bestätigte. Man wolle sich darum kümmern, sagte man.“ Bis heute – nichts! Der Betroffene weiter: „Mir wurde telefonisch gesagt, dass die Beseitigung zu aufwendig sei. Man müsse dafür auch alle anderen Keller ausräumen. Das sei zu viel Arbeit und zu teuer.“
Er ist sauer, zumal Heimstaden bis heute keinerlei Entschädigung in Form einer Mietminderung angeboten hätte: „Ich bin nicht der Einzige mit dem Problem. Da benimmt sich Heimstaden ziemlich daneben.“ Ein Pärchen berichtet MOIN.DE von Ratten in den Wänden. Sogar in der Küche seien sie schon gewesen!
Hamburg: Mieterbund rät zu Einbehaltung der Miete
Rolf Bosse (48), Vorsitzender des Hamburger Mieterbundes, rechnet gegenüber MOIN.DE ab: „Heimstaden hat als Vermieter versagt. So einfach ist das. Dieses Versagen ist strukturell. Die Gebäude bekommen keine Unterhaltung. Wir als Mieterbund haben beispielsweise das Rattenproblem schon vor längerer Zeit angezeigt.“ Er rät Betroffenen zur Minderung der Mietzahlungen, erklärt: „Eine Mietminderung ist zulässig und greift, wenn der Mietgebrauch eingeschnitten ist. Die Mängel müssen Heimstaden gemeldet werden, am besten schriftlich. Betroffene sollten auch die Lastschrift widerrufen, um ‚händisch‘ Miete zu zahlen.“
Im Anschluss müssten die Mängel im Detail angezeigt und Heimstaden eine Frist von sieben bis zehn Tagen für eine Rückmeldung eingeräumt werden. Der Experte weiter: „Danach ist Verzug da. Dann könnte der Mieter sogar eine Instandsetzungsklage einreichen.“ Man könne die Kosten für eine (eigene) Beseitigung der Mängel mit der monatlichen Miete verrechnen. Außerdem empfiehlt er, sich zusammenzutun und beraten zu lassen: „Es braucht mieterschützende Vorschriften, da muss es politischen Druck von Mietern, also von den Wählern, geben.“
Heimstaden weist Vorwürfe zurück
Gegenüber MOIN.DE weist ein Heimstaden-Sprecher die Vorwürfe zurück. So sei es falsch, dass man sich nicht um Ratten kümmere. Der Sprecher: „Die Straßenzüge Beckstraße, Neuer Pferdemarkt und Augustenpassage sind allgemein durch Nagetiere belastet, was an der umliegenden Gastronomie und den Futterquellen liegt. Mit Fachfirmen arbeiten wir schon seit mehreren Jahren dagegen an. Diese Bemühungen zeigen auch Erfolge und die Meldungen sind bereits deutlich zurückgegangen.“
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Auch der Schimmelbefall in Kellerräumen und einigen Wohnungen sei dem Vermieter bekannt: „Wenn uns Schimmel in Wohnungen gemeldet wird, beauftragen wir umgehend Fachfirmen zur Bekämpfung“. Dass Eingangstüren defekt sind, sei zudem ein „immer wiederkehrendes Problem“. Der Sprecher erklärt: „Durch Vandalismus, der in diesem Teil Hamburgs stärker ausgeprägt ist als anderswo, kommt es leider immer wieder zu einer mutwilligen Beschädigung der Eingangstür.“ Na, ob das die Mieter trösten wird? Fraglich…