Unter der schmalen Autobahnbrücke zwischen Norderstedt und Hasloh rauscht lärmend der Verkehr. Die Notlandung eines Flugzeugs mit 121 Menschen an Bord kurz nach dem Start in Hamburg scheint hier unvorstellbar.
Pilot Reinhold Hüls aber gelingt das Unmögliche am 6. September 1971 auf der damals gerade fertiggestellten Autobahn 7 im Kreis Pinneberg. Dennoch überleben 22 Menschen das Unglück nicht. Grund für die Katastrophe bei Hamburg war ein leichtsinniger Fehler.
Hamburg: Schreckliche Erinnerungen
Der 81 Jahre alte Manfred Maier blickt 50 Jahre später von der inzwischen erneuerten Brücke, an der das Flugzeug in zwei Teile zerrissen wird, auf das Gelände, das damals ein Trümmerfeld ist.
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Der damalige Polizist und Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Hasloh hebt den Arm, spricht leise, kommt gegen den Verkehrslärm kaum an. „Da lag das Cockpit.“ Maier hat alle Details im Kopf.
Damals wie heute wohnt er keinen Kilometer von der Unglücksstelle entfernt. Er hört den Knall und sieht die Rauchsäule des brennenden Wracks, zögert keinen Augenblick und kommt zusammen mit zwei Nachbarn als einer der ersten Retter an der Autobahnbrücke an.
Aussichtslose Situation bei Hamburg
Mit Mühe sei es ihm gelungen, Pilot und Copilotin ins Freie zu bringen. Sein Nachbar kümmert sich inzwischen um die Toten und Verletzten in der ersten Reihe. „Einer Frau hat er das Bein mit Stacheldraht abgebunden.“ Was soll man machen, wenn man nichts hat, um zu helfen?
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Das ist die A7:
- wurde am 1. September 2009 gebaut
- sie ist 962,2 Kilometer lang und damit die längste deutsche Autobahn
- nach der Autovía A-7 ist sie die zweitlängste durchgehende nationale Autobahn Europas
- führt als Nord-Süd-Achse von der dänischen Grenze in Ellung bis zur österreichischen Grenze bei Füssen
- führt durch diese Bundesländer: Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen
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Seinen Autofeuerlöscher legt er angesichts des Kerosinflammeninfernos gleich wieder weg. Aussichtslos. Was ist passiert? Die zweistrahlige Maschine vom Typ BAC 1-11 der Münchner Fluggesellschaft Paninternational ist mit 121 Menschen an Bord voll besetzt auf dem Weg ins spanische Malaga.
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Bei einem Start mit Volllast ist vorgesehen, die Triebwerke durch Einspritzen von Wasser zu kühlen. Pilot Hüls ordnet an, den Wassertank aus Kanistern zu füllen, die im Frachtraum mitgeführt werden. Was Hüls nicht ahnt: In den Wasserkanistern ist auch Kerosin.
Explosion nach Start in Hamburg
Kurz nach dem Start erschüttern Explosionen beide Triebwerke. In geringer Höhe bleibt der Schub weg. Die Aufarbeitung durch das Luftfahrt-Bundesamt und ein Gericht ergibt: Techniker am Boden suchten Kanister, um Kerosin zwischenzulagern und griffen sich, was sie fanden. Fataler Leichtsinn.
Nach dem Triebwerksausfall drückt der 32 Jahre alte Pilot die Nase des Jets nach unten, um Fahrt zu behalten. Ihm bleiben nur wenige Sekunden, sich zu entscheiden. Umkehren ist ausgeschlossen, voraus die Autobahn. Verkehr in Richtung Norden, freie Bahn in Fahrtrichtung Süden.
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Daten und Fakten über Hamburg:
- Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
- Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
- Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
- Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
- Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
- International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
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Notlandung bei Hamburg endet im Unglück
Er steuert die Maschine unter einer Hochspannungsleitung durch, setzt hart auf. Dann passiert, was die Notlandung doch zur Katastrophe macht. Das linke Fahrwerk knickt ein, das Flugzeug gerät mit dem Flügel in die Leitplanken, trifft eine Notrufsäule und dreht sich genau in dem Moment, in dem es mit hoher Geschwindigkeit unter der Brücke durchrutscht.
Ein Pfeiler zerfetzt den Rumpf direkt hinter dem Cockpit. 22 Menschen verlieren ihr Leben durch diesen Aufprall, niemand durch das anschließende Feuer. Etwas später, als die Rettungsarbeiten schon in vollem Gange sind, erreicht Dieter Baukloh die Absturzstelle. Er ist Redakteur der Deutschen Presse-Agentur.
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Hamburg: „Ich habe nur meinen Job im Kopf gehabt“
Nichts ist abgesperrt, er geht frei über das Gelände und befragt Helfer. Es gibt ein einziges Telefon beim Bauern neben der Autobahn. „Ich habe ihm 20 Mark gegeben und konnte den ganzen Abend telefonieren.“ So erreicht Meldung um Meldung die Redaktion. Wirklich an sich herangelassen habe er die Situation nicht. „Ich habe nur meinen Job im Kopf gehabt.“
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Jeder Flugunfall wird detailliert von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aufgearbeitet. Die damalige Untersuchungskommission des Luftfahrtbundesamts spricht unter anderem die Empfehlung aus, Behälter für demineralisiertes Wasser zu kennzeichnen.
„In der Zivilluftfahrt helfen Regeln der Untersuchung von Unfällen und die Tatsache, dass Berichte zu veröffentlichen sind, sehr bei der Verbesserung der Flugsicherheit, und zwar weltweit“, sagt Jens Friedemann von der Bundesstelle.
Das Internet habe die Reichweite der Berichte noch einmal deutlich vergrößert. Hersteller, Fluggesellschaften und Piloten könnten so von Erfahrungen aus aller Welt profitieren. (dpa/lh)