Als Kind habe ich den Besuch im Zoo geliebt. Elefanten, Giraffen oder Löwen aus nächster Nähe zu sehen – das war für mich ein echtes Highlight. Doch je älter ich wurde, desto mehr stellte ich mir die Frage: Sind Zoos in unserer heutigen Zeit überhaupt noch vertretbar? Können wir es verantworten, wilde Tiere in Gefangenschaft zu halten, nur um sie zu bestaunen? Oder braucht es Zoos, um Tiere vor dem Aussterben zu bewahren?
Zoo im Norden: Ist das wirklich artgerecht?
Viele Zoos werben mit dem Wort „artgerecht“. Aber was bedeutet das eigentlich? Ein Löwe hat in freier Wildbahn ein Revier von mehreren hundert Quadratkilometern – im Zoo sind es oft nur ein paar hundert Quadratmeter. Ein Eisbär kann in der Arktis viele Kilometer am Tag zurücklegen – in Gefangenschaft bleibt ihm nur der Weg von einer Ecke zur nächsten.
Zuletzt sorgte ein tragischer Unfall, bei dem ein Affe im Tierpark Hagenbeck ums Leben kam, für ordentlich Aufschrei. „Es ist höchste Zeit, der Gefangenschaft im Namen der Unterhaltung ein Ende zu setzen – Tiere verdienen Freiheit, nicht Gitterstäbe“, kritisierte zum Beispiel die Tierschutz-Organisation PETA (MOIN.DE berichtete).
Tierwohl oder Showprogramm?
Immer wieder beschleicht mich ein mulmiges Gefühl, wenn ich im Netz Videos von Tieren sehe, die wahllos von A nach B an den Gitterstäben entlanglaufen. Sicher: Nicht jeder Zoo handelt aus böser Absicht. Und viele engagieren sich durchaus für den Artenschutz. Doch wie soll eine artgerechte Haltung in einem kleinen Gehege in Norddeutschland möglich sein – für Tiere, die in freier Wildbahn ganze Kontinente durchqueren?
Auch das Thema Bildungsauftrag, mit dem Zoos im Norden oft argumentieren, überzeugt mich nur bedingt. Zwar gibt es Infotafeln und Angebote zur Umweltbildung – aber inwieweit wird diese Aufklärungsarbeit tatsächlich von den Besuchern wahrgenommen? Werden Tiere als fühlende Individuen mit Bedürfnissen und Rechten gesehen? Oder doch nur als nette Attraktion für einen Sonntagsausflug?
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Zoo im Norden: So kann es nicht weitergehen
Für die meisten steht, statt etwas über die Tiere zu lernen wohl nur der Entertainmentfaktor gepaart mit Souvenirshops und Eisständen im Vordergrund. Unsere Gesellschaft behauptet, fortschrittlich und aufgeklärt zu sein – dann sollten wir das auch in unserem Umgang mit Tieren zeigen.
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Ich glaube, dass Zoos im Norden nur dann eine Zukunft haben, wenn sie sich radikal verändern. Weg von dem Konzept „Käftig mit kleiner Infotafel“ sondern mehr hin zu größeren Gehegen mit mehr Rückzugsmöglichkeiten und mehr Fokus auf sinnvolle Bildungsangebote für die Besucher. Denn wer Tiere wirklich liebt, der sollte nicht nur auf sie schauen – sondern sie auch unbedingt schützen.