Exzellente Weine sind eine Wissenschaft für sich. Wohlhabende Kenner zahlen Unsummen für ihren Lieblingstrunk. In dem angesagten Strandrestaurant „Sansibar“ auf Sylt gibt es einen Rotwein, der mit 19.000 Euro pro 0,7-Liter-Flasche nicht nur sündhaft teuer ist, sondern vom Winzer mit Verpflichtungen belegt wurde. Ihn bestellen, austrinken und vielleicht die Flasche als Andenken aufheben? Keine Chance.
Niklas Seckler, der mit seinem Vater Herbert den Promi-Hotspot auf der Lieblingsinsel der Deutschen betreibt, erklärt, was es damit auf sich hat. „Es handelt sich um einen Romanée-Conti Jahrgang 2015 aus dem Burgund“, sagt er. „Burgund ist mit Bordeaux die teuerste Lage überhaupt. Und Romanée-Conti wird als der seltenste, wertvollste, teuerste Burgund gehandelt, mit ein paar wenigen Ausnahmen. Das Weingut Domaine de la Romanée-Conti gilt als eines der besten Weingüter der Welt und verfügt über bio-dynamisch bewirtschaftete Grands Crus. Es hatte eine lange Zeit das große Problem, dass es massiv an Fälschungen gelitten hat.“
Sylt: Betrug um 19.000-Euro-Wein
Betrüger besorgten sich Originalflaschen, die sie einfach neu mit einem ganz anderen Wein abgefüllt haben. Die wurden mit Originalkorken und Banderolen versehen. Diese Fälschungen boten sie auf Auktionen zu horrenden Preisen an. Dass das Weingut sich etwas einfallen lassen musste, um dem entgegenzuwirken, war klar.
„Deshalb wurden die Flaschen, die das Gut verließen, durchnummeriert und die Nummern bestimmten Ländern zugeordnet“, erzählt Niklas Seckler. „On Top dürfen nur ausgewählte Importeure die Weine an ausgewählte Kunden geben. In Deutschland macht das der Generalimporteur Kierdorf sehr gewissenhaft.“
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Das bedeutet, Domaine de la Romanée Conti sucht sich in Absprache mit dem Importeur sehr genau die gastronomischen Betriebe für ihre edlen Tropfen aus. „Das Weingut legt Wert darauf, dass die Weine tatsächlich auch getrunken und nicht durch Sammler hin- und hergeschachert werden“, sagt Niklas Seckler. „Deshalb habe ich eine konkrete Anleitung für den sorgfältigen Umgang mit den Flaschen bekommen.“
Sylt: Diesen Wein darf nicht jeder ausschenken
Die sieht vor: Ausschließlich geschultes Personal darf die Flasche an den Tisch des Gastes bringen. Dazu gibt es eine Art Knigge, wie genau der Wein serviert werden muss. Seckler muss zudem jede Flasche, die seinen Weinkeller verlässt, gegenzeichnen oder abstempeln. Nach dem Konsum darf die Flasche das Restaurant nicht verlassen und muss zerstört werden. Das klingt für den Laien völlig verrückt.
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Aber Niklas Seckler verteidigt dieses Prozedere. „Das dient nicht irgendeinem komischen Hype, oder so. Als lizenzierter Partner machen wir das immer ganz korrekt, weil das Weingut möchte, dass der Wein tatsächlich getrunken wird, und deshalb werden die Preise auch fair kalkuliert. Würde ich so einen Wein außer Haus verkaufen, dann wäre er deutlich teurer. Wahrscheinlich um das Fünffache. Ich habe mal online Flaschen entdeckt, die für 30.000 bis 40.000 Euro angeboten wurden. Aber da muss man sich wirklich fragen, wie das sein kann, und ob das nicht Fälschungen sind.“
Und wer gönnt sich so eine Flasche für 19.000 Euro in der Sansibar? „Echte Kenner, die die leichte Pinot-Noir-Rebe aus dem Burgund sehr schätzen“, erwidert Seckler. „Die Rebe hat nicht die voluminöse Schwere wie zum Beispiel die eines Bordeauxs. Man kann sagen, dieser Burgund mit seiner besonderen Stilistik ist unter den Winzern, Sommeliers und Kennern der heilige Gral.“